Die erste Welle der Aufbauarbeiten nach dem zweiten Weltkrieg war vorbei und man dachte auch wieder ans feiern. In der Sachsenhäuser Bevölkerung machte man sich Gedanken darüber, warum in diesem durch seinen Frohsinn, seinen Apfelwein und sein Bier sowie seine gemütlichen Lokale bekannten Stadtteil kein eigenständiges große Fest gefeiert wurde und man erinnerte sich der Kerb und der Brunnenfahrten in vergangenen Zeiten.

So trafen sich am 18. Juni 1953 Hans Weiß, Hans Schädler und Karl Wohlfahrt in der Gaststätte "Zimmer" am Frankensteiner Platz und beschlossen, die Sachsenhäuser Kerb aus ihrem langen Schlaf aufzuwecken. Hilfe erhielten sie von den bekannten Sachsenhäuser Karnevalisten Erich Helmstädter und Charly Heil, damals Vorsitzender der Sachsenhäuser Karnevalsgesellschaft von 1947, sowie von Otto Porzelt, der die Organisation eines Festzuges übernahm. Der bekannte und beliebte Gastwirt Theo Elsässer aus dem "Grauen Bock" konnte zur Mitarbeit gewonnen werden und bekleidete das Amt des "Brunnenschultheiß."

Die Schirmherrschaft dieses ersten Brunnenfestes der Neuzeit übernahm der damalige Frankfurter Oberbürgermeister Dr. Walter Kolb.

Nachdem am 12. September 1953 der Kerbebaum eingeholt und gestellt war und auf der ersten Brunnenfahrt der Hirsch-, der Paradies-, der Dreikönigs- und der Hintergaßbrunnen geweiht waren, zogen an den folgenden Tagen Spielmannszüge durch Sachsenhausen, die Gesangsvereine luden zu Frühschoppen in die Lokale ein, ein Festzug erfreute unter Teilnahme vieler Vereine die Bevölkerung, auf dem Main fand ein traditionelles Fischer-stechen statt. Die Sachsenhäuser feierten und beschlossen ihre erste Kerb mit der Verbrennung der Kerbesymbole "Babett un Balzer".

Nach Ende der Feierlichkeiten zog man am 21. September 1953 in der Gaststätte "Erl" Bilanz und stellte fest, daß rundherum alle zufrieden waren und das Fest mit einem Überschuß in Höhe von 176,40 DM abgeschlossen werden konnte. Man beschloß, das Fest jährlich zu wiederholen und gründete hierzu einen eigenständigen Verein; die Kerbegesellschaft Sachsenhausen. Hans Weiß wurde ihr erster Präsident, Ferdinand Coy übernahm die Kasse, Theo Elsässer wurde Brunnenschultheiß und Charly Heil übernahm das Amt des Chronisten.

In den kommenden Jahren wirkte der Verein gestaltend in das Sachsenhäuser Stadtbild hinein und konnte mit Unterstützung der Stadt Frankfurt und vieler ortsansässiger Geschäfte, Unternehmen und Privatleute jeweils zum Brunnenfest einen restaurierten oder neu aufgestellten Brunnen der Öffentlichkeit präsentieren. (siehe: Die Brunnen) Auch wurden Festzüge in unregelmäßigen Abständen veranstaltet, die bis zum Jahre 1973 von der Kerbegesellschaft organisiert und in der Folge bis 1990 vom Vereinsring Sachsenhausen veranstaltet wurden; der letzte Sachsenhäuser Kerbezug fand anläßlich der 800-Jahr-Feier Sachsenhausens im Jahre 1993 statt. Die mit einem Festzug verbundenen hohen Kosten verhindern seitdem eine Neuauflage.

1956 wurde die Kerbegesellschaft Sachsenhausen in das Vereinsregister eingetragen und im Jahre 1958 gab es eine gravierende Veränderung im Vorstand, Charly Heil übernahm das Amt des Präsidenten und führte es erfolgreich 23 Jahre.

Die Geschichte der Kerbegesellschaft ist untrennbar mit ihren jeweiligen Präsidenten verbunden. Der Präsident des Vereines nimmt in der Sachsenhäuser Vereinsszene immer einen hervorragenden Platz ein und ist aufgrund seiner Funktion innerhalb der Sachsenhäuser Bevölkerung und weit darüber hinaus ein Begriff. Jeder Präsident setzte in seiner Amtszeit besondere Schwerpunkte und führte die Kerbegesellschaft ein Stück weiter voran.

Hans Weiß führte den Verein in den ersten schwierigen Anfangs- und Aufbaujahren und prägte entscheidend die Organisationsstruktur. Nach dem Amtswechsel an Charly Heil wandte er sich anderen Aufgaben im Verein zu und förderte das Brunnenfest nochmals in den Jahren 1967 bis 1983 entscheidend mit der Übernahme der Funktion des Brunnenschultheiß. In dieser Funktion wurde er Vorbild und Lehrmeister seiner Nachfolger und er nimmt auch heute noch als Ehrenbrunnenschultheiß regen Anteil am Geschick "seines" Vereines.

In die Amtszeit von Charly Heil fiel die Restaurierung oder Neuaufstellung vieler Sachsenhäuser Brunnen und er sah esheil als seine Hauptaufgabe an, immer wieder und unermüdlich an das Wasser als lebensgestaltendes und lebenserhaltendes Element zu erinnern. Für seine großen Verdienste um Sachsenhausen erhielt er 1980 das Bundesverdienstkreuz am Bande und 1982 den Ehrenbrief des Landes Hessen. Sein Wirken ist heute noch überall in Sachsenhausen zu spüren und zu sehen. Im Jahre 1981 übergab Charly Heil die Amtskette des Präsidenten an seinen Nachfolger Wolfgang Stumpf, der fast seit dem Beginn seiner Mitgliedschaft in der Kerbegesellschaft im Jahre 1956 im Vorstand des Vereines wirkte.

Wolfgang Stumpf kannte den Verein aus allen Blickwinkeln; er war zuvor Ausschmückungsmeister und damit verantwortlich für das Schmücken der Gassen und Brunnen am Brunnenfest und stand seit 1978 als Vizepräsident mit an der Spitze des Vereines. Seine unermüdliche Arbeit galt der Pflege und dem Erhalt der alten Frankfurter und Sachsenhäuser Traditionen und in der lokalen Geschichte des Stadtteils ist er unter seinem Ehrentitel "Owwerberjermaaster von Sachsehause" nicht nur in unserem Stadtteil ein Begriff; viele Frankfurter Oberbürgermeister begrüßten ihn als Kollegen und suchten das Gespräch mit ihm.
Die 13jährige erfolgreiche Amtszeit von Wolfgang Stumpf endete mit der Übergabe der Amtskette im Jahre 1994 an Hans-Otto Porzelt.

Hans-Otto Porzelt kannte den Verein von Jugend an. Bis zu seiner Wahl zum Präsidenten führte er seit 1983 sehr erfolgreich das Amt des Brunnenschultheiß aus, dass bereits sein Vater Otto Porzelt von 1958 bis 1967 ausgeübt hatte. Während seiner Präsidentschaft wurden die letzten glanzvollen Kürungsveranstaltungen der Sachsenhäuser Brunnenkönigin mit hervorragend besetztem Rahmenprogramm durchgeführt.
Nach nur kurzer dreijähriger Amtszeit mußte er das doch zeitintensive Amt des Präsidenten wegen zu starker beruflicher Belastung abgeben.

Zum fünften Präsidenten der Kerbegesellschaft Sachsenhausen wurde 1997 Gerhard Busch gewählt, der zuvor für ein Jahr als Schatzmeister des Vereines wirkte und durch seine vorherigen karnevalistischen Tätigkeiten und seine Funktionen im Vereinsring in Sachsenhausen kein Unbekannter war.
Während seiner Amtsführung erarbeitete sich der Verein eine neue Satzung und änderte seinen Namen in "Brunnen- und Kerbegesellschaft Sachsenhausen 1953 e.V." Grund hierfür war das abzusehende Ende der seit 1999 nicht mehr begangenen Kerb.

Das nunmehr eigenständige Brunnenfest wird seither auf dem Paradiesplatz gefeiert. Die bisher nur Männern vorbehaltene Mitgliedschaft wurde durch die Aufnahme weiblicher Mitglieder ergänzt. (siehe: Frauen im Verein) Eine historische Kostümgruppe die "Sachsenhäuser Berjersleut" von 16 Personen wurde gegründet.

Zum sechsten und zur Zeit amtierenden Präsidenten… wurde 2008 Walter Blohm gewählt,