Das Brunnenfest in Sachsenhausen ist eines der ältesten Feste, das uns aus der Geschichte der Freien Reichsstadt Frankfurt am Main überliefert ist; die erste urkundliche Erwähnung finden wir im Jahre 1490.
Das Fest erinnert an die im Stadtgebiet vorhandenen Trinkwasserbrunnen, die für die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser lebensnotwendig waren. Der Rat der Stadt erhob für deren Sauberhaltung eine Brunnenabgabe, die von den ärmeren Bevölkerungsschichten in Sachsenhausen nicht gezahlt werden konnte ein Vorgang, der auch heute aktuell ist.
Die Sachsenhäuser reinigten ihre Brunnen unter der Aufsicht eines von ihnen gewählten Brunnenschultheiß selbst und feierten zum Abschluß dieser Reinigungsaktion ein fröhliches Fest, bei dem alle Händel des vergangenen Jahres bereinigt und beigelegt wurden. Mit der Einführung der Trinkwasserleitungen Mitte des 19. Jahrhunderts haben die Brunnen ihre Funktion als Trinkwasserspender verloren und sind aus dem Stadtbild verschwunden.
1953 belebten einige Sachsenhäuser Bürger diesen verlorengegangenen Brauch neu und schufen ein Brunnenfest, in dessen nun jahrzehnte langer Ausrichtung viele Sachsenhäuser Brunnen restauriert und neu erstellt werden konnten. So steht beispielsweise der Carolus-Brunnen im Eigentum des Vereins und wird von diesem auch finanziell unterhalten.
Das jährliche Brunnenfest mit der historischen Brunnenfahrt des Brunnenschultheiß, seit 1958 auch in Begleitung der Brunnenkönigin, erinnert an diese alte Bürgertradition. Seine Durchführung ist nur möglich, weil engagierte Bürger mit ihrem persönlichen Einsatz für die Aufrechterhaltung dieser Tradition freie Zeit und Geld opfern.